Die Kieselstein-Theorie

Veröffentlicht am 28. Oktober 2025 um 21:54

Ein Bild für den Umgang mit begrenzten psychischen Ressourcen. Die Kieselstein-Theorie ist kein klinisches Modell, sondern eine poetische Metapher für den inneren Energiehaushalt in erschöpften Zeiten.

 

Stell dir vor, Du wachst jeden Morgen mit einer kleinen Handvoll Kieselsteinen auf. Sie liegen in einem Beutel, den Du mit Dir trägst. Diese Kiesel stehen für Deine Kraft, Deine Aufmerksamkeit, Deine innere Stabilität – für alles, was Dich durch den Tag trägt.
Du weißt:

  • Ein Gespräch kann einen Stein kosten.
  • Eine Störung: einen Stein.
  • Aufbringen von Selbstdisziplin: zwei Steine
  • Ein voller Terminkalender: zwei.
  • Ein Konflikt: drei auf einmal.
  • Und manchmal, ganz ohne erkennbaren Grund, entgleitet Dir ein Stein einfach so.
Kieselsteine

Bei gesunden oder unbelasteten Menschen füllt sich der Beutel nachts ganz selbstverständlich wieder auf. Sie haben Spielraum, verlieren einmal einen Stein, ohne es zu merken.
Aber bei Menschen mit chronischer Erschöpfung, Krankheit oder sensibler Psyche ist das anders: Sie starten vielleicht nur mit drei oder vier Kiesel – an einem guten Tag. Und der Beutel bleibt manchmal tagelang halbleer.

Es gibt jedoch auch die andere Seite:
Ein freundliches Lächeln kann einen kleinen Kiesel schenken.
Ein Moment der Freude, der Selbstwirksamkeit, des gewollten Alleinseins, um zu Dir zu kommen, des Gesehenwerdens, ein tiefes Gespräch, all das legt vielleicht sogar zwei Steine zurück in Deinen Beutel. Nicht aus dem Nichts. Sondern, weil Deine Seele Resonanz spürt.

Was dieses Bild kann:

  • Es macht das Unsichtbare sichtbar.
  • Es lädt zur Rücksicht ein.
  • Es erlaubt Selbstmitgefühl.

Du musst Dich nicht rechtfertigen, wenn Dein Beutel heute nur zwei Steine enthält.
Du darfst auch sagen: „Heute muss ich gut haushalten. Ich kann mir keinen weiteren Stein nehmen.“

Und wenn Du siehst, dass jemand vorsichtig mit seinen Kieseln umgeht – sei zart.
Man weiß nie, wie schwer so ein kleiner Kiesel wiegen kann.

 

Hinweis: Inspiriert von der Spoon Theory von Christine Miserandino (Miserandino, C. (2003). The Spoon Theory. ButYouDontLookSick.com, https://butyoudontlooksick.com/articles/written-by-christine/the-spoon-theory/), wurde hier eine eigene bildhafte Variante entwickelt um über Erschöpfung, Kraft und Selbstfürsorge zu sprechen.

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