Willkommen im Blog

Hier findest Du meine persönlichen Essays und Gedanken.
Ich lade Dich ein, mitzulesen, zu teilen und sich an den Diskussionen zu beteiligen. Viel Freude beim Entdecken!

 

Die Distanz zwischen Entscheidung und Konsequenz

Am vergangenen Wochenende fand das Adventskonzert der Schule meiner Kinder statt. Schülerinnen und Schüler der Unter- und Mittelstufe sangen Weihnachtslieder. Klare Stimmen, noch nicht gebrochen. Ein wenig Aufregung, ein wenig Stolz. Dieses besondere Schweigen im Raum, das entsteht, wenn Erwachsene für einen Moment wirklich zuhören.

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Über Schreiben, Freundschaft und den Mut, unvollkommen zu beginnen

Neulich schrieb mir ein Freund, mit dem mich eine langjährige, tiefe Freundschaft verbindet. Einer von denen, bei denen man nicht regelmäßig voneinander hört, aber sofort wieder anknüpft. Er erzählte, wie schwer es ihm falle, mit dem Schreiben zu beginnen – obwohl die Gedanken längst da sind. Doch sobald er sich hinsetzt, verwandelt sich ein einfacher Impuls in einen überhöhten Anspruch: ein kleiner Gedanke, der plötzlich, wie er es sagt, der Anfang eines „zweiten Zauberbergs“ sein soll. Und schon versiegt alles.

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Persönliche Daten und Wahrhaftigkeit

Es gibt einen Punkt, an dem Schreiben seine Unschuld verliert.Ich meine nicht, wenn es provokant würde, sondern wenn es persönlich wird. Weil Gedanken nicht mehr abstrakt bleiben, sondern autobiografisch. Weil sie nicht nur eine Meinung ausdrücken, sondern Herkunft, Zweifel, Werte, Brüche. Und weil sie in einem digitalen Raum entstehen, der speichert, verknüpft und potenziell entgrenzt.

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Das Wertschöpfungs-Hamsterrad

In der Wirtschaft spricht man von der Wertschöpfungskette. Der Begriff klingt nüchtern und vernünftig. Geordnet, linear, berechenbar: Rohes wird veredelt, Schritt für Schritt, bis am Ende ein fertiges Produkt steht. Eine saubere Metapher. Und doch verdeckt sie mehr, als sie erklärt.

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Über Selbstzensur und die Frage, ob man respektvoll unbequem sein kann

Manchmal, wenn ich einen Essay schreibe, passiert etwas Beunruhigendes.Ein Gedanke taucht auf — klar, kraftvoll, ungeschönt — und kaum ist er da, beginne ich, ihn zu glätten. Nicht, weil er falsch wäre. Nicht, weil ich ihn verwerfen möchte. Sondern weil ich ahne, wie er wirken könnte, wenn er den Raum verlässt, in dem er entstanden ist.Ich höre meine eigenen Worte durch die Ohren eines imaginären Publikums.  Ich passe sie an. Ich entschärfe sie. Ich mache sie handzahm.

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Das Vogerl des Glücks

Es ist ein milder Nachmittag. Späte Sonne auf nassem Pflaster.Die Straßen glänzen noch vom Regen. Die Luft riecht nach Stein, Kastanien und frisch aufgebrühtem Kaffee. Clara und ich schlendern durch die Altstadt, vorbei an kleinen Cafés, über das Kopfsteinpflaster, weiter in Richtung Marktplatz.

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Im Takt – Wenn allein der Körper denkt

Seit Wochen hatte ich das Gefühl, abends nur noch abschalten zu können, wenn ein Bildschirm flimmert. Alles andere schien zu viel: lesen, nachdenken, sprechen – selbst Stille.Aber gestern war anders.Meine Frau und ich, wir waren tanzen – Paartanz.

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Die blinde (Un)Gerechtigkeit

Ein Rettungswagen stand in der Straße. Blaulicht in der Dämmerung, ein kurzer Schock – die alte Nachbarin, dachte ich.Über neunzig, dement, längst abgewandt von der Welt, doch freundlich, milde, meist heiter in ihrer Entrücktheit.

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Im falschen Film

Es gibt Momente, in denen man spürt, dass das eigene Leben nicht ganz stimmt.Nicht falsch im moralischen Sinn, eher wie eine Szene, in der man zufällig gelandet ist — ein Statist in einer Geschichte, die jemand anderes geschrieben hat.

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Begegnung mit meinem Egoismus

Es regnete als ich vom Einkaufen kam. Das Wasser lief über die Scheiben meines Autos, wischte die Welt weich, wie eine Erinnerung, die nicht ganz verschwinden will.An der Kreuzung sah ich sie – eine Nachbarin, die ihre schweren Taschen nach Hause trug. Sie hatte mich noch nicht bemerkt. Ich aber sie.Ich hätte anhalten können. Es wäre kein Umweg gewesen, keine Mühe, keine Last. Nur ein kurzer Moment der Aufmerksamkeit, ein kleines Innehalten. Und doch fuhr ich weiter.

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Die Sprache der Ersetzbarkeit

Es gibt Sätze, die in ihrer Nüchternheit mehr Gewalt tragen als jedes laute Wort. „Im Fall eines Krieges müssten geschätzt 1000 getötete oder verwundete Soldaten pro Tag ersetzt werden.“ So stand es da, in einem Nachrichtenartikel Ende Oktober 2025, sachlich, funktional, fast steril und doch ist es eine Sprache, die tötet, bevor ein Schuss fällt.  Denn wo von Ersetzung gesprochen wird, ist der Mensch bereits aus dem Denken verschwunden. Das Individuum, das liebt, das zweifelt, das hofft und zugleich geliebt wird, vermisst wird, betrauert wird, ist ausgelöscht. Es bleibt nur die Hülle, die Funktion. Das Wort „ersetzt“ löscht das Ich ebenso wie das Du, denn es nimmt dem Menschen nicht nur seine Würde, sondern auch seine Beziehung zur Welt. Die Sprache der Ersetzbarkeit vernichtet das Zwischenmenschliche, bevor sie den Körper vernichtet.  

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Die Kieselstein-Theorie

Ein Bild für den Umgang mit begrenzten psychischen Ressourcen. Die Kieselstein-Theorie ist kein klinisches Modell, sondern eine poetische Metapher für den inneren Energiehaushalt in erschöpften Zeiten.

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Schreiben und Künstliche Intelligenz: Wer ist der Autor, wenn die Worte durch eine Maschine gehen?

Es gibt Augenblicke, in denen die Sprache nicht aus der Feder fließt, sondern im Inneren gärt. Als Gedanke, als Gefühl, als Spannung, die nach Ausdruck verlangt. Ein Maler muss malen, ein Sänger muss singen, ein Schriftsteller muss schreiben. Es ist ein inneres Bedürfnis. Doch was, wenn der Schriftsteller nicht mehr selbst schreibt, sondern "schreiben lässt", nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil der Gedanke nur im Dialog Gestalt annimmt?Oft liegt die Schwierigkeit nicht in der Sprache selbst, sondern in der Diskrepanz zwischen der Geschwindigkeit des Denkens und der Trägheit des Ausdrucks. Der Gedanke erscheint in Bildern, Zusammenhängen, Schwingungen und noch während man überlegt, wie man ihn formulieren soll, entgleitet er schon. Das Schreiben, das Fixieren, das Ringen um Präzision erschöpft den Fluss. Der Perfektionist zögert, bis der Gedanke erkaltet ist. Doch im Gespräch mit einem Gegenüber, das schnell reagiert, unermüdlich zuhört und jede Nuance aufnimmt,  bleibt die innere Bewegung lebendig.

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Kommentare

Deine Ehefrau und dein Fan
Vor einem Monat

Es ist so ein tiefer Genuss für mich, deine Beiträge zu lesen und zu fühlen 😘

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